Montag, 24. Oktober 2011

Verkehr(t)

Es gibt viele Arten von Verkehr. Heute will ich mich einer jugendfreien Version widmen: dem Straßenverkehr. Der Straßenverkehr und dessen bisweilen ungewöhnlichen Regelungen gehören zu Urlaubsreisen wie die Postkarte über das Wetter.
Manchmal haben wir es mit dem allseits bekannten Phänomen des Linksfahrgebots zu tun. Selbst wenn man nicht hinter dem Steuer sitzt, birgt diese Abweichung von lieb gewonnenen Gewohnheiten seine Tücken. noch heute erklingt ein leises Schamgefühl in mir, wenn ich an den Anreisetag bei meiner englischen Gastfamilie in der achten Klasse denke. Ian, der Gastvater, hieß mich herzlich willkommen und bot mir an, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Zielstrebig steuerte ich auf die Fahrertür zu, wurde jedoch schnell von meinem Gastvater mit der höflichen Bemerkung, dass er keinesfalls gedenke, mir eine Fahrstunde zu erteilen, ausgebremst.
Weniger Scham- als Schreckensgefühle überkommen mich dagegen jedes Mal, wenn mir in unserer - nicht dem Linksfahrgebot unterliegenden - Wohnsiedlung ein britisches Fahrzeug auf meiner Spur entgegenkommt. Hupt man in diesem Fall, gibt es zwei Möglichkeiten: 1. der andere Fahrer erschreckt sich, reißt das Lenkrad herum und landet mit viel Glück nicht in irgendeiner Mauer, oder 2. der andere Fahrer erschreckt sich, hält aber stur seine Spur, während er dich wüst beschimpft, also reisst du das Lenkrad herum und landest mit viel Glück in keiner Mauer.
Sehr beliebt, vor allem zur Hochsaison, ist auch die Gattung der Aussichtsfahrer.
Selbstverständlich schlängeln sich die Küstenstraßen entlang fantastischer Landschaften mit Meerblick. Um diese genießen zu können, wurden extra hinter jeder Biegung Aussichtspunkte eingerichtet, gekennzeichnet mit riesigen nonverbalen Hinweisschildern. Aber warum sollte man dieses Angebot nutzen, wenn man in seinem Leihwagen von der Größe eines Schuhkartons doch so exzellent sitzt. Da wird lieber die - zugegebenermaßen -  äußerst übertriebene Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h um 80% reduziert, um die Oma wild gestikulierend auf jeden neu auftauchenden Fels hinzuweisen.
Wehe dem, der einen Termin einhalten muss und vergessen hat zu der üblichen Fahrzeit vierzig Minuten hinzu zu kalkulieren.

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