Mittwoch, 21. September 2011

LebenUnterWilden: Hunger

LebenUnterWilden: Hunger: Statistiken besagen, dass fast 20% der deutschen Kinder übergewichtig sind. In Spanien belaufen sich die Zahlen sogar auf über 26%. Um dies...

Hunger

Statistiken besagen, dass fast 20% der deutschen Kinder übergewichtig sind. In Spanien belaufen sich die Zahlen sogar auf über 26%. Um diese Zahlen zu überprüfen, bedarf es keiner aufwendigen Studien, wir müssen uns nur einmal auf der Straße umschauen. Auch in der Klasse meines Sohnes spiegelt sich die Tendenz zur Wohlgenährtheit wieder. Damit meine ich nicht die in der vierten Klasse etwas rundlicher werdenden Mädchen. Auch bin ich nicht der Meinung, dass alle Kinder spindeldürr sein müssen. Sind wir Erwachsenen schließlich auch nicht.
Aber Cellulitis hat an den Beinen einer Achtjährigen nun wirklich nichts zu suchen. Und unter überhängenden Bäuchen verschwindende Gürtelschnallen gehören meiner Ansicht nach in die Altersklasse jenseits der 50. 
Spricht man mit den Eltern über das Thema (unverfänglich natürlich, so nach der Art: "Ah, geht ihr Sohn morgen auch zum Schwimmen?"), bekommt man häufig zu hören, dass die Kinder gar nicht naschen. Natürlich, ein Gewicht von 45kg bei einer Körpergröße von 1,35m ist einzig und allein auf familiäre Veranlagung zurückzuführen.
Beobachtet man die spanischen Mütter, kommt man der Sache schnell auf die Schliche: Da werden die Kinder nach einem langen und harten Schultag bereits am Schultor mit Nutellatoast UND Kakao empfangen. Danach geht es ab zum Spielplatz. An und für sich keine schlechte Idee, wenn die Kinder dort das tun dürften, wonach ihnen nach langem Sitzen ist: toben und spielen. Nach einem beschwerlichen Fußmarsch von mindestens sieben Minuten werden dort aber zuerst Saft und belegte Baguettes ausgepackt. Und wehe dem, der nicht isst! Dem läuft die Mutter mit dem in Alufolie gewickelten Brot hinterher! Bis die kleineren Kinder das Brot gegessen haben, ist es bereits Zeit nach Hause zu gehen. Kein Wunder, dass sie alsbald gelernt haben, die Zwischenmahlzeit Ruck-zuck herunter zu würgen. Sonst bleibt zwischen Schule, Essen, Hausaufgaben und Abendbrot keine Zeit mehr zum spielen. Außerdem gibt es für schnelle Esser zur Belohnung einen Schokodoppelkeks...
Den Vogel abgeschossen hat allerdings eine marokkanische Mutter. Ihr bald vierjähriger Sohn fällt mit dem Mund auf die Rutsche und schreit sich die Seele aus dem Leib. Auch nach wiederholtem Anschreien von Seiten der noch blutjungen Mutter beruhigt sich der arme Kerl nicht. Die verzweifelte Mutter greift zur letzten Waffe: sie öffnet ihre Bluse und stopft dem Kind ihren Nippel in den Mund. Hat geholfen, getreu dem Motto "Bring deinem Kind bei, dass es Trost nur in Nahrung findet".

Montag, 12. September 2011

Kleiderordnung

Eine stattliche Anzahl der größeren Lebensmittelgeschäfte stellen während der Urlaubsmonate zusätzliches Sicherheitspersonal ein. Der Grund dafür liegt nicht in dem saisonbedingten Anstieg von Kleinkriminalität in und um von unvorsichtigen Touristen viel frequentierten Läden.   
Der Auslöser ist die mangelhafte ästhetische Grundbildung vieler Urlauber. Man kann sich ja vielleicht noch darüber streiten, ob es nicht besser ist weg zuschauen, wenn die braun gebrannte Rentnerin von nebenan im Bikini die Straße vor ihrem Grundstück fegt. Auch die von  Menschen in Badekleidung besiedelten strandnahen Cafés muss man nicht unbedingt besuchen, wenn der Anblick schwitzender Bäuche und herunter gezogener Badeanzugträger nicht mit dem eigenen Schönheitsempfinden übereinstimmt.
Lebensmittel brauchen allerdings auch diejenigen, die den Sommer nicht als panierte Ölsardinen zubringen - möchten oder können sei an dieser Stelle offen gelassen. An eben dieser Stelle greifen vielerorts die dunkel gekleideten Sicherheitsleute ein. Höflich werden dort oberkörperfreie Herren aufgefordert, sich die in den Hosenbund gesteckten Textilien über die von Sonnenöl glänzende Haut zu ziehen. Bei den Damen der Urlaubsgesellschaft erweist sich dieses Unterfangen als weit schwieriger. In der heutigen Strandmode gilt eine Frau bereits dann als gut angezogen, wenn sie sich ein durchsichtiges Baumwollfähnchen - allgemein als Tunika bekannt - über den nassen Badeanzug wirft.
Je nach Alter und Körbchengröße der Trägerin wirken die tropfenden Brustflecken erheiternd bis ekelerregend. Schlechter noch ist allerdings die Frage nach der erforderlichen Länge der Tuniken zu beantworten. Weist das Wachpersonal darauf hin, dass der Hygiene nicht genüge getan ist, wenn das Kleidungsstück gerade die Pobacken bedeckt, so konnte ich schon einige Male den Rückverweis auf die Rocklänge der vierzehnjährigen Enkelin, der nicht beanstandet worden war, vernehmen. 
Persönlich finde ich ja immer dann das Kleidungsstück zu kurz, wenn man das Aneinanderreiben der von Cellulitis geplagten Oberschenkel nicht nur hört, sondern auch sieht.
Bei meinem nächsten Deutschlandaufenthalt starte ich mal den Selbstversuch. Ob sich jemand daran stört, wenn ich ungeduscht und in Unterwäsche meine Brötchen kaufe?

Dienstag, 6. September 2011

An der Fleischtheke

Einer der Orte, an denen man regelmäßig auf Personen aller Nationalitäten trifft, ist logischerweise der Supermarkt.
Auch wir haben hier einen Supermarkt. Gut, nicht nur einen, aber einen besonderen, der sich durch eine äußerst europäische Produktpalette abhebt. Nicht verwunderlich ist es daher, dass ich bei meinem ersten Besuch an der Fleischtheke des Ladens eine Deutsche vor mir in der Schlange stehen hatte. Ich wusste zuerst natürlich nicht, dass es sich um eine Landsmännin handelte.  Aufgrund von Kleidung und Frisur hatte ich es allerdings geahnt. Auf die sprachliche Bestätigung meiner Annahme musste ich nicht lange warten. 
Hinter der Glasvitrine bediente eine etwa zwanzigjährige Spanierin mit großer Sorgfalt und noch größerer Geduld  die Kundschaft. Alles funktionierte reibungslos, bisweilen mit Händen und Füßen, aber immer mit freundlichem Einvernehmen. Bis die Frau vor mir an der Reihe war. Nicht nur ihre Kleidung - angefangen bei den praktischen Sandalen mit Klettverschluss, über die weiße Hose in dreiviertel Länge mit ausreichend Aufsatztaschen für einen Ausflug mit den Enkeln, bis hin zu der weiten Baumwollbluse mit fröhlichen Streublümchen - wirkte robust, das Auftreten der Dame könnte man wohlwollend auch als solches bezeichnen.
Ohne auf die Begrüßung der Verkäuferin zu reagieren, pfefferte sie dieser folgende Worte entgegen:
"Geben Sie mir dann mal drei dick geschnittene Schnitzel und ein Pfund Hack. Halb und halb."
In deutsch. Ohne Gesten. Ohne das Mädchen anzuschauen.
Wer schon einmal in Spanien war, wird wissen, dass dort zwar Englisch auf dem Lehrplan der Schulen steht, aber seltener Deutsch. Und selbst wenn sich die Fleischereiverkäuferin in ihrer Freizeit an das Studium der deutschen Sprache heran gewagt hätte: Ich persönlich kann mich nicht erinnern, im Unterricht der viereinhalb Fremdsprachen, die ich zu lernen bereit gewesen war, auch nur ansatzweise die jeweiligen Ausdrücke für Schnitzel oder Hackfleisch halb und halb gelernt zu haben.
Ich möchte mit Fug und Recht behaupten, dass diese junge Frau an diesem Tag alle Ambitionen hinsichtlich des Erwerbs der deutschen Sprache mit dem Ausbeinmesser gen Mülleimer befördert hat.