Montag, 12. September 2011

Kleiderordnung

Eine stattliche Anzahl der größeren Lebensmittelgeschäfte stellen während der Urlaubsmonate zusätzliches Sicherheitspersonal ein. Der Grund dafür liegt nicht in dem saisonbedingten Anstieg von Kleinkriminalität in und um von unvorsichtigen Touristen viel frequentierten Läden.   
Der Auslöser ist die mangelhafte ästhetische Grundbildung vieler Urlauber. Man kann sich ja vielleicht noch darüber streiten, ob es nicht besser ist weg zuschauen, wenn die braun gebrannte Rentnerin von nebenan im Bikini die Straße vor ihrem Grundstück fegt. Auch die von  Menschen in Badekleidung besiedelten strandnahen Cafés muss man nicht unbedingt besuchen, wenn der Anblick schwitzender Bäuche und herunter gezogener Badeanzugträger nicht mit dem eigenen Schönheitsempfinden übereinstimmt.
Lebensmittel brauchen allerdings auch diejenigen, die den Sommer nicht als panierte Ölsardinen zubringen - möchten oder können sei an dieser Stelle offen gelassen. An eben dieser Stelle greifen vielerorts die dunkel gekleideten Sicherheitsleute ein. Höflich werden dort oberkörperfreie Herren aufgefordert, sich die in den Hosenbund gesteckten Textilien über die von Sonnenöl glänzende Haut zu ziehen. Bei den Damen der Urlaubsgesellschaft erweist sich dieses Unterfangen als weit schwieriger. In der heutigen Strandmode gilt eine Frau bereits dann als gut angezogen, wenn sie sich ein durchsichtiges Baumwollfähnchen - allgemein als Tunika bekannt - über den nassen Badeanzug wirft.
Je nach Alter und Körbchengröße der Trägerin wirken die tropfenden Brustflecken erheiternd bis ekelerregend. Schlechter noch ist allerdings die Frage nach der erforderlichen Länge der Tuniken zu beantworten. Weist das Wachpersonal darauf hin, dass der Hygiene nicht genüge getan ist, wenn das Kleidungsstück gerade die Pobacken bedeckt, so konnte ich schon einige Male den Rückverweis auf die Rocklänge der vierzehnjährigen Enkelin, der nicht beanstandet worden war, vernehmen. 
Persönlich finde ich ja immer dann das Kleidungsstück zu kurz, wenn man das Aneinanderreiben der von Cellulitis geplagten Oberschenkel nicht nur hört, sondern auch sieht.
Bei meinem nächsten Deutschlandaufenthalt starte ich mal den Selbstversuch. Ob sich jemand daran stört, wenn ich ungeduscht und in Unterwäsche meine Brötchen kaufe?

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